Die bunte Kuh in Walporzheim an der Ahr
Die bunte Kuh ist eine Felsnase an der Grenze vom unteren zum mittleren Ahrtal oberhalb von Walporzheim. Bekannte Literaten wie Gottfried Kinkel und Ernst Moritz Arndt habe den markanten Fels auf ihren Reisen besichtigt, beschrieben und besungen. Dabei entspringt die Felsnase nicht einer Laune der Natur, sondern sie entstand im 19. Jahrhundert bei der Sprengung für den Straßenbau. Die auffällige Nase hat aber auch Fantasie des normalen Volkes zu Sagen und Legenden angeregt. Auch darum, wie es zu dem Namen „Bunte Kuh“ kam, ranken sich Anekdoten und Legenden. Eine davon: Französische Soldaten sollen den guten Wein an der Ahr „C’est bon de gout“ gelobt und die Walporzheimer Winzer daraus die Worte „Bunte Kuh“ gehört habe.
Am Aussichtspunkt „Bunte Kuh“ oberhalb von Walporzheim befinden sich Grillplatz, Schutzhütte und Platz für bis zu 40 Personen. Für die Nutzung der Hütte werden keine Reservierungen vorgenommen.Texte © aw-wiki.de
Hier noch eine Anekdote (© Quelle kreis-aw-online.de) von:
Walther Ottendorff-Simrock
Oberhalb des Weinortes Walporzheim im Tal der Ahr rücken die Berge enger und enger zusammen. Die Straße führt dicht an steil aufragenden Felsen vorbei; drunten rauschen die wilden Wasser der Ahr. Wer den Blick hebt, der entdeckt hoch über dem Fluß einen seltsam geformten Felsen, der -weit aus der Wand hervorzuspringen scheint. Der Felsen heißt seit eh und je im Volk die „Bunte Kuh“. —
In alter Zeit lebte im Ahrtal ein Ritter. Er führte ein solch ungezügeltes Leben, daß ihn die Herren von Stand aus ihrem Kreise stießen. Das störte ihn nicht im geringsten; immer mehr glitt er abwärts, und es kam endlich so weit, daß er sich nur noch’von Rauben und Plündern ernährte. Zwar hatte er sich noch eine gewisse Scheu vor dem Heiligen bewahrt, und wenn die Glocke ertönte, beugte er fromm das Knie, wie es die anderen taten. War der Schall der Glocke aber verklungen, so war es mit der Frömmigkeit vor= bei, er schwang sich in den Sattel seines Pferdes und jagte mit den Knechten neuer Beute und neuem Gewinn entgegen.
Einst saß der Raubritter auf jener Felskuppe hoch über der Ahr und beobachtete, verhör* gen hinter niedrigem Gesträuch, wie es auf so steinigem Boden wächst, die Straße. Da sah er einen Kaufmann seines Weges ziehen. Eine Handvoll Bewaffneter folgte dem Wagen, den kostbare Ware bis hoch unter die Plane füllte. Als der Zug sich der Felsen= enge näherte, befahl der Ritter seinen Leuten, die Armbrust zu spannen und die Pfeile einzulegen. In diesem Augenblick ertönte ein leiser Glockenschlag und dann ein zweiter, und es war, als läute das Glöckchen des Ministranten, der den Priester auf seinem Wege zu einem Sterbenden begleitet. Da legten die Schnapphähne die Waffen aus der Hand und knieten nieder. Währenddessen langte der Zug am Fuße des Felsen an, schnell zog er weiter, und immer noch ertönte die kleine Glocke und mahnte, an das eigene Ende zu denken. Da rauschte es plötzlich im Buschwerk und ein gehörntes Tierhaupt zeigte sich. Es war eine buntgescheckte Kuh, die eine Schelle um den Hals trug. „Fahr zur Hölle mit deiner Glocke!“, schrie der Ritter, rot vor Zorn. Er packte die Kuh an den Hörnern und zog sie vollends aus dem Gesträuch. Dann stieß er sie über den Rand des Felsen in die Tiefe. Für einige Augenblicke blieb der Körper des Tieres an dem aus der Wand herausragenden Stein hängen, dann stürzte er schwer auf die Straße und blieb dort zerschmettert liegen. Die merkwürdige Geschichte wurde ruchbar, und das fromme Volk nannte jenen Felsblock „Bunte Kuh“. So heißt er auch heute noch, und wer ihn sieht, mag still an die uns oft so unbegreiflichen Fügungen des Himmels denken.
Im nachfolgenden noch ein paar sehr schöne Fotos von Klaus Geck, © www.gecko-web.de